“Die Arbeit als Hochzeitsfotograf ist doch nicht anstrengend. Bisschen umherspazieren und ab und zu mal aufs Knöpfchen drücken...”
Stimmt das? Zugegeben, man muss keinen olympischen Zehnkampf absolvieren können, um als Hochzeitsfotograf/in arbeiten zu können, aber lässt sich der Beruf wirklich so im Vorbeigehen ohne eine gewissen Grundfitness bestreiten?
Ich persönlich habe da meine Zweifel und halte die Tätigkeit als Hochzeitsfotograf sowohl körperlich als auch geistig für höchst fordernd und anspruchsvoll.
Aber der Reihe nach:
Vor der Hochzeit
So ein Tag, an dem man eine Hochzeitszeremonie und –feier fotografisch begleiten darf,
beginnt meistens schon recht früh. Selbst bei einem Auftrag ohne Getting-Ready und einer Zeremonie, die erst um 12:00 Uhr mittags beginnt, ist man nicht selten schon um 07:00 Uhr früh im Auto. Das liegt auch daran, dass die wenigsten Hochzeiten in meiner direkten Nachbarschaft stattfinden und daher immer eine gewisse Anfahrt erforderlich ist. Die schönen Locations sind nun auch gerne einmal etwas abgelegener oder erfordern sogar eine kleine Wanderung
(wie ein privater Geburtstag, den ich kürzlich auf einer Berghütte an der Tiroler Grenze als Gast fotografiert habe). Zudem sollte man als Profi bei der Logistik immer auf die widrigsten Umstände vorbereitet sein. Konkret heißt das, bei einer Fahrzeit von einer Stunde sollten für die Fahrt mindestens zwei Stunden (also das Doppelte) eingeplant werden. Denn was wäre schlimmer als wenn die gesamte Hochzeitsgesellschaft inklusive Pfarrer und Brautpaar nicht mit der Zeremonie beginnen können, weil der Fotograf fehlt? Oder die Zeremonie aus Zeitdruck ganz ohne Fotografen starten muss und deshalb wertvolle Erinnerungen für immer fehlen?
Zusätzlich zum Puffer bei der Fahrtzeit sollte der/die Hochzeitsfotograf/in auch entsprechend früher vor Ort sein. Zum Einen können dann schon einmal die Lichtverhältnisse begutachtet werden und die optimale Standposition und die besten Wege (z.B. in der Kirche) erkundet werden. Zum Anderen bleibt schon Zeit für erste Detailfotos vom Hochzeitsschmuck in der Kirche oder am Ort der freien Trauung und eindrucksvolle Aufnahmen der (noch) leeren feierlich geschmückten Location und dem allmählichen Eintreffen der ersten Gäste. All das passiert bereits, bevor die offizielle Arbeitszeit des Fotografen überhaupt begonnen hat.
Die ersten Shoots des Tages
Egal ob Getting-Ready, Paarbilder oder Zeremonie: die ersten Shoots des Tages erfordern vom Hochzeitsfotografen bereits absoluten Fokus, denn es gibt keine zweite Chance, diese Momente festzuhalten. Dazu gehört zum einen, die Auswahl der richtigen Objektive für die entsprechenden Situationen (z.B. ein weiter Bildwinkel mit guter Lichtstärke in einem engeren Raum für das Getting-Ready) und die richtige Wahl des Blickwinkels für die jeweiligen Lichtverhältnisse. Geistig durchaus schon anspruchsvoll...
Aber auch körperlich ist man hier schon gefordert. Schließlich entstehen die besten Bilder leider nicht notwendiger Weise aus der bequemsten Position heraus. Hunderte Male geht ein Hochzeitsfotograf am Tag in die Knie oder in gebückte Haltung, um den optimalen Betrachtungswinkel für ein Bild zu erhalten. Und das ganze mit mindestens zwei Kameras am Mann oder an der Frau und zusätzlichem Equipment, so dass je nach Kamerasystem schon einmal zehn Kilo extra Gepäck auf die Waage kommen. Gerne auch bei 30 Grad im Schatten und natürlich auch mit einem entsprechend stilvollen Outfit, um nicht unangenehm aus den Reihen der gut gekleideten Gäste herauszufallen (kurze Hosen sind für einen Dienstleister ein absolutes No-Go).
Der Rest des Tages
“Die wichtigsten Bilder sind gemacht – jetzt steht der Hochzeitsfotograf doch nur noch faul rum...”
Mitnichten – wer als Hochzeitsfotograf/in im Reportagestil unterwegs ist, ist ständig gefordert. Jeder wichtige Moment will festgehalten werden, jede Emotion auf Bild gebracht werden. Bei großen Hochzeiten müsste man dafür eigentlich an drei Orten gleichzeitig sein.
So ist man ständig auf der Suche und möchte dabei doch möglichst unauffällig bleiben. Denn einerseits sollen auch die Aufnahmen von Gästen und der Hochzeitsgesellschaft möglichst ungestellt sein und authentisch wirken, andererseits soll aber auch der Fotograf als stiller Dienstleister nur beobachtend (und fotografierend) an der Hochzeit teilnehmen – nicht aber aufdringlich oder steuernd. Dies erfordert höchste Konzentration und eine gewisse Ausdauer, und erlaubt nur selten Pausen.
Und falls doch, so werden diese gerne für Equipment-Pflege, Detailbilder der Dekoration oder Ringbilder oder auch einfach zur Befriedigung biologischer Grundbedürfnisse genutzt ;)
Nun dauert so ein Arbeitstag bei einer Hochzeit gut und gerne 18h, bevor die Heimfahrt angetreten werden kann. Ich habe selbst noch nie meine Schritte gezählt, aber von anderen Fotografen gehört, die in dieser Zeit über 12km zu Fuß zurücklegen.
Fazit
All das für sich betrachtet sind natürlich keine sportlichen Höchstleistungen, aber in der Summe merkt man nach so einem Tag schon, was man gemacht hat und eine gewisse Grundfitness ist daher meiner Meinung nach unabdingbar. Der Beruf kann anstrengend sein, aber zum Glück wird man während der Begleitung einer Hochzeit von so vielen positiven Emotionen getragen, dass einem diese Anstrengung erst Abends bewusst wird, wenn man erschöpft, aber mit einem Lächeln ins Bett fällt.
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