Eine Hochzeit ist teuer. Angefangen bei der Location, über das Catering, die Tischdeko, eine Band oder DJ bis hin zu den allseits geliebten Stuhlhussen...
All das kostet viel Geld – da liegt es nahe, nach Einsparpotential zu suchen. Der Hochzeitsfotograf ist da ein beliebter Posten.
“Onkel Hubert hat doch so eine Profi-Kamera...!?”
Wir haben alle jemanden im Freundeskreis oder in der Verwandtschaft, der zu jeder Gelegenheit mit einem Flaggschiff von Kamera aufkreuzt und ein paar Schnappschüsse macht. Gegebenenfalls ist dieser jemand – nennen wir ihn der Einfachheit halber hier Onkel Hubert – ohnehin auf der Gästeliste zur Hochzeit eingetragen. Da lassen sich doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Onkel Hubert fotografiert gerne und wir brauchen einen Hochzeitsfotografen...
Dass es sich dabei um eine oftmals zu bequeme Schlussfolgerung handelt, merken viele Brautpaare leider dann erst zu spät. Nicht selten entsprechen die Bilder dann nämlich nicht den Vorstellungen des Brautpaars. Und das liegt gar nicht einmal alleine an Onkel Hubert. Der mag ein geschultes Auge haben und sich alle Mühe gegeben haben, aber in den meisten Fällen kann er gar nicht so sehr auf die Bedürfnisse des Hochzeitspaares eingehen, wie dies ein engagierter Hochzeitsfotograf tun kann.
Grund 1: Onkel Hubert ist auch noch Gast
Neben seinem (pro-bono) Engagement als Fotograf ist Onkel Hubert eben auch noch Gast. Er muss sich um den Getränkenachschub von Tante Hildegard kümmern, den Rest der Familie begrüßen, sich erfreuen, wie groß die Neffen und Nichten geworden sind und nicht zuletzt auch die Hochzeitsfeier genießen. Bei all diesen privaten Verpflichtungen muss er stark darauf achten, dass Eure Hochzeitsbilder nicht zur Nebensächlichkeit werden. Aber selbst mit den besten Absichten wird er vielleicht entscheidende Momente einfach verpassen, während er an der Bar auf den Aperol Sprizz von Tante Hildegard wartet.
Grund 2: Die Vorbereitung
Die Arbeit eines professionellen Hochzeitsfotografen beginnt schon lange vor Eurer Hochzeit. Er wird mit Euch den Tag planen und weiß genau, was auf ihn zukommt. Das fängt an mit einem ersten Beratungsgespräch, geht weiter bei einer Besichtigung der Hochzeits-Location und dem Kontakt zu Euren Trauzeugen, um euch bei der Hochzeitsfeier nach Möglichkeit zu entlasten, so dass natürliche und ungestellte Aufnahmen entstehen können. Ein Hochzeitsfotograf wird sich im Vorfeld Gedanken machen über Lichtsituationen und den richtigen Zeitpunkt und die perfekte Perspektive für die Paarfotos. In der Regel kennt er die Location auch schon von anderen Shootings und weiß genau, wo die besten Aufnahmen entstehen. Von einem Hochzeitsgast mit Kamera wie Onkel Hubert könnt ihr eine solche Vorbereitung nicht erwarten.
Grund 3: Das Equipment
Eine gute Kamera zu besitzen ist schön und gut, aber bei Weitem nicht ausreichend, um eine 10-stündige Hochzeitsreportage zu bestreiten. Bei 5.000-7.000 Bildern pro Hochzeit, aus denen die besten 500 ausgewählt werden wollen, verschleißen Akkus und Speicherkarten schneller als man sich das wünscht. Deshalb hat ein professioneller Hochzeitsfotograf auch immer mehr als genug Vorrat an beidem in seiner Fototasche. Kann man von Onkel Hubert erwarten, dass er 10 Ersatzakkus mit zur Hochzeit bringt? Und was passiert, wenn mal eine Speicherkarte das Zeitliche segnet? SD-Karten sind generell relativ zuverlässig, können aber auch den Geist aufgeben und im schlimmsten Falle sind dann alle darauf gespeicherten Daten (Eure Hochzeitsfotos) verloren. In einer Umfrage von Tony und Chelsea Northrup auf dessen YouTube Kanal geben immerhin 47% von 4.344 Fotografen an, bereits Ausfall einer Speicherkarte zu beklagen gehabt zu haben. Ein Hochzeitsfotograf arbeitet daher in der Regel mit Kameras, die zwei SD-Karten Slots zur Verfügung haben und die Daten redundant auf beiden Karten abspeichern. Der Verlust einer Karte ist damit nicht weiter tragisch, da die Bilder auf der zweiten Karte sicher abgespeichert sind.
Und was, wenn die Kamera streikt? Moderne Kameras sind kleine Fotocomputer mit hochkomplexer Software, die das Zusammenspiel von Hardware, Sensor und Fotoprozessor regelt. Ausfälle sind auch hier eher die Ausnahme, wobei das Risiko schon deutlich höher ist als bei den Speicherkarten. Aus diesem Grund kommt kein Hochzeitsfotograf ohne mindestens einen Ersatzbody aus. Manche Fotografen reisen auch mit drei Kameras an, getreu dem Motto: “Three is two, two is one and one is none” (Quelle: Photologen.de)
Ob euer Hochzeitsgast auch zwei Kameras mit sich herumschleppen möchte?
Zum professionellen Equipment gehören aber natürlich auch eine Auswahl an lichtstarken (und oft leider auch teuren) Objektiven, mit denen auch bei schwachem Licht noch gute Ergebnisse erzielt werden können. Der Hochzeitsfotograf hat daher eine entsprechende Auswahl mit dabei, so dass er sich jeder Situation anpassen kann und für jeden Augenblick die perfekte Linse zur Hand hat. Weitere Details wie externe Blitze für das besondere Etwas abends bei der Party oder für romantische Aufnahmen in der blauen Stunde sind auch Teil der Profiausrüstung.
Grund 4: Die Nachbearbeitung
Sind die Fotos “im Kasten”, beginnt für den Fotografen erst die eigentliche Arbeit. Aus den 5.000 Aufnahmen wollen erst einmal die 500 besten Bilder ausgewählt werden. Oftmals unterscheiden sich die Bilder nur in Nuancen und das geschulte Auge des Fotografen muss dann entscheiden, welches Bild den Zuschauer mehr fesselt und spannender ist. Dieser Prozess ist bereits sehr zeitaufwändig.
Des weiteren ist ein rohes Bild aus der Kamera (im Raw-Format) meist ausdruckslos und wirkt flach. Es fehlt an Kontrasten und einem lebhaften Farbeindruck. Das Bild wird erst in der Nachbearbeitung so richtig zum Leben gebracht. Neben einem einheitlichen Bildstil, der meist über Voreinstellungen über die Bilder gelegt werden kann, wird in der Nachbearbeitung jedes einzelne Bild betrachtet und noch einmal Hand angelegt.
Muss die Belichtung korrigiert werden oder nachgeschärft werden? Sollen bestimmte Bereiche stärker hervorgehoben werden und andere in den Hintergrund treten? Sieht das Bild in schwarz-weiß besser aus oder steht dem Bild eine Vignette gut zu Gesicht?
All das sind Fragen, die sich der Hochzeitsfotograf in der Nachbearbeitung stellt und für die er gut und gerne das Doppelte der Zeit aufbringt, die er für das eigentliche Fotografieren benötigte. Und diese Zeit ist es auch, die die Bilder erst zu dem machen, was Euch hoffentlich Euer Leben lang in Erinnerung bleiben wird.
Onkel Hubert aber ist am Sonntag nach Eurer Hochzeit noch leicht verkatert oder hat 4 Stunden Autofahrt nach Hause vor sich. Am Montag muss er wieder ins Büro und kommt bestenfalls am Samstag wieder dazu, die Bilder auf den Rechner zu ziehen. Vielleicht macht er eine Auswahl und lässt ein Preset über die Bilder laufen, aber er wird sicherlich nicht 10-20 Stunden investieren, um Bilder für die Ewigkeit zu liefern - außer vielleicht ihr seid sein/e Lieblingsneffe/-nichte ;)
Vielleicht kommt ihm aber auch immer wieder etwas dazwischen und ihr habt nach 3 Monaten immer noch kein Bild von ihm erhalten, obwohl er stets beteuert, dass er sich “nächstes Wochenende wirklich dransitzen wird”.
Fazit
Ein Hochzeitsfotograf kostet Geld – keine Frage. Aber am Ende des Tages sind es seine oder ihre Bilder, die ihr die nächsten 50 Jahre als Erinnerung an den schönsten Tag Eures Lebens vor Augen haben werdet. Investiert dieses Geld und sucht Euch den Fotografen Eures Vertrauens, damit es Euch in den kommenden 50 Jahren jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn ihr eines Eurer Hochzeitsbilder aus dem Album nehmt.
P.S.: Onkel Hubert, bitte sei mir nicht böse... ;)
P.P.S.: Und für die Sparfüchse ein kleiner bescheidener Hinweis in eigener Sache: bei Hochzeitsfotografie Blickfang gibt es aktuell stark reduzierte Preise zum Einstieg in die Hochzeitssaison!
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